Oder: Das Making-of der Texterei Hameln, Teil 5
Erst einmal ein gesundes, fröhliches, erfolgreiches und glückliches neues Jahr, in dem alle Ihre Wünsche und Träume in Erfüllung gehen. Und jetzt mal Butter bei die Fische … Ich habe schon seit geraumer Zeit ein klares Ziel vor Augen: Ich möchte mich selbstständig machen, um selbstbestimmter arbeiten zu können, mehr Zeit für meine Kinder zu haben und Familie und Beruf besser unter einen Hut zu bekommen. Wenn da nicht diese Stimme im Kopf wäre, die ständig plärrt: „Was ist denn, wenn es nicht klappt? Was ist denn, wenn du kein Geld verdienst? Und was ist, wenn Familie und Beruf nie unter einen Hut zu bekommen sind?“ In diesem Beitrag gebe ich fünf wichtige Tipps, die mir auf meinem Weg in die Selbstständigkeit geholfen haben. Zudem beschreibe ich, was mir darüber hinaus auch noch geholfen hat.
Plan B: Nebenberuflich selbstständig machen
Da die Stimme ziemlich laut ist, lebte ich bis vor Kurzem für einige Zeit Plan B aus. Dieser beinhaltete, dass ich mich neben meinem Teilzeitjob in der Unternehmenskommunikation selbstständig machen möchte. Von Anfang an habe ich diese nebenberufliche Tätigkeit beim Arbeitgeber angegeben, um mich dahingehend abzusichern. Und selbstverständlich wusste auch das Finanzamt von meiner Nebentätigkeit als Texter. Es gibt mittlerweile einige gute Tipps dazu, zum Beispiel auf der Seite www.erfolg-als-freiberufler.de
Vorteile der nebenberuflichen Selbstständigkeit:
- ein netter Nebenverdienst,
- Sicherheit über das geregelte Einkommen,
- ein kleineres Risiko für den weiteren Weg in die Selbstständigkeit
- eine gute Vorbereitung für die Selbstständigkeit,
- ein kleines bisschen Selbstverwirklichung,
- Möglichkeit zum Ausprobieren und Erfahrungen sammeln,
- ein Weg um Kunden zu gewinnen.
Nachteile der nebenberuflichen Selbstständigkeit:
- wenig Zeit, da Familie und Hauptberuf ihren Platz fordern,
- wenig Spielraum aufgrund der fehlenden Zeit,
- eine große psychische Belastung,
- so richtig werblich kann es noch nicht zugehen, da es „nur“ ein Nebenerwerb ist,
- die Wünsche der Kunden können nicht immer vollumfänglich bedient werden,
- je nach Nebenerwerb viel Rennerei für die Anmeldung.
Wenn Plan B nicht funktioniert
Plan B klappte bei mir allerdings nur so semi-gut. Natürlich wollte ich meinen Haupt-Job nicht vernachlässigen. Ich wollte aber auch der Familie gerecht werden und ganz nebenbei mein eigenes Unternehmen verwirklichen. Sie merken sicherlich auch … das ist schwierig. Die Nachteile der nebenberuflichen Selbstständigkeit überwogen deutlich. Es war für eine gewisse Zeit in Ordnung, diesen Weg zu gehen.
Doch eigentlich habe ich mir über eine lange Zeit selbst etwas vor gemacht. Ich war unglücklich in meinem Hauptberuf – oder vielmehr mit einem viel zu großen Arbeitsaufkommen. Als Teilzeitkraft war das nicht zu schaffen. Andere Unternehmen habe für diese Masse an Tätigkeiten mehrere Mitarbeiter – doch ich habe vieles alleine gewuppt. Alles auf Kosten meiner Gesundheit und meiner Familie.
Die Entscheidung ist gefallen: Ich mache mich selbstständig!
Irgendwann ging gar nichts mehr. Ständige Heulattacken im Wechsel mit Wutanfällen oder völliger Apathie und Kraftlosigkeit haben deutlich gezeigt, dass es Zeit ist, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Mein Mann stand stets an meiner Seite und sagte: „Sei endlich wieder du selbst! Ich unterstütze dich dabei.“ Doch den letzten Schritt, eine Entscheidung zu treffen, konnte mir niemand abnehmen. Mal geht es schneller und mal – wie bei mir – dauert es länger … aber irgendwann weiß man, was gut für einen ist.
An diesem Punkt half mir auch eine tolle Psychotherapeutin auf die Sprünge. Ihre Worte: „Sie eiern nun schon so lange rum … tun Sie endlich etwas, sonst fallen Sie um.“ sind mir noch sehr präsent. Mittlerweile möchte ich nur noch selbstbestimmt arbeiten. Ich möchte für mich und für meine Familie da sein und genau die Arbeit machen, die mir Spaß macht und die ich kann. Mehr dazu unter dem Punkt Leistungen.
Der Weg in die Selbstständigkeit: Was gibt es zu beachten?
Nun bin ich soweit und trenne mich von meinem Arbeitgeber. Toll … ich bin stolz auf meine Entscheidungsfreudigkeit nach ungefähr drei Jahren. Jetzt wird es aber erst so richtig kompliziert: Wie gehe ich bei der Kündigung vor, wenn ich eine einvernehmliche Trennung schaffen möchte? Melde ich mich dann als Arbeitssuchend bei der Agentur für Arbeit, stelle ich einen Förderantrag, um den Start in die Selbstständigkeit finanzieren zu können oder falle ich besser einfach in eine Schockstarre? Wie muss ich mich überhaupt versichern? Fragen über Fragen … aber immer langsam: Ein Schritt nach dem anderen.
5 Tipps zum Thema selbstständig machen
- Schritt 1: Entscheidung treffen
Der erste Schritt ist auf jeden Fall schon mal, eine Entscheidung zu treffen, wenn Sie sich selbstständig machen wollen. Haben Sie dies bereits getan? Herzlichen Glückwunsch … Sie sind großartig. Weiter so.
- Schritt 2: das Grundgerüst
Entwerfen Sie einen Plan für sich. Mit was möchten Sie sich selbstständig machen? Dazu gehört unter anderem: die Geschäftsidee, ein Businessplan, ein Finanzplan, Markenrechte, Standort und Genehmigungen. Erkundigen Sie sich, bei welchen Behörden Sie sich für Ihre Selbstständigkeit und die von Ihnen gewählte Rechtsform melden müssen. Sie können sich auch professionell zum Thema coachen und beraten lassen.
- Schritt 3: Behördengänge
Melden Sie sich – wie in meinem Fall – arbeitssuchend beziehungsweise arbeitslos. Wenn Sie aus der Arbeitslosigkeit heraus gründen wollen, melden Sie sich bei der Agentur für Arbeit als arbeitssuchend. Sie können nun unter bestimmten Voraussetzungen einen Gründerzuschuss beantragen. Das erleichtert den Start in die Selbstständigkeit dahingehend, dass zumindest Versicherungen finanziell abgedeckt werden können.
- Schritt 4: Kundenakquise
Dieser Punkt ist für mich der schwerste. Aber es hilft ja alles nichts: Ohne Kunden keine Aufträge und ohne Aufträge kein Geld. Zu diesem Punkt gehört aber auch, dass Sie sich je nach Gewerbe, Ihre eigene Corporate Identity schaffen. Es ist nicht nur wichtig, was sie tun, sondern auch wie sie es vermarkten. Schaffen Sie sich eine eigene berufliche Persönlichkeit mit eigenem Logo, Visitenkarten, Website und allem, was dazu gehört.
- Schritt 5: Einfach. Machen
Das ist eigentlich mein Lieblingsschritt und gleichzeitig stellt es mein Motto dar. Da man zwar vieles gut planen kann, aber einiges eben auch nicht, heißt die Devise: Einfach anfangen und machen. Steht der Plan, die finanzielle Lage ist abgecheckt und Sie sind bereit? Worauf warten Sie dann noch? Legen Sie los, seien Sie mutig und haben Sie Freude an Ihrer Arbeit. Selbst, wenn Sie noch keine spezielle Nische für Ihr Angebot oder Ihr Produkt gefunden haben: Bieten Sie Ihren Kunden einen ganz eigenen Mehrwert. Seien Sie zuverlässig und liefern Sie gute Arbeit. Das spricht sich rum.
Soft Skills: Was mir auch noch auf dem Weg in die Selbstständigkeit geholfen hat
Entweder man zögert den Sprung ins kalte Wasser hinaus. Oder man handelt getreu dem Motto: Einfach machen! Nachdem ich immer wieder alle möglichen Komponenten gegenüber gestellt habe, war der Zeitpunkt gekommen, etwas Neues zu beginnen.
Lange Zeit habe ich gezögert. Immer wieder schwankte ich zwischen dem Sicherheitsfaktor „Fester Job = regelmäßiges Gehalt“ und dem Unsicherheitsfaktor „Selbstständigkeit = kein geregeltes Einkommen“. Doch bereits abends habe ich zu Hause gesessen und war totunglücklich, weil ich am nächsten Morgen wieder zur Arbeit musste. Wenn ich nur an die vielen Aufgaben gedacht habe, wurde der Druck in mir unerträglich. Ich war schlicht und ergreifend völlig verzweifelt.
Dieses Gefühl, dieses nicht wirklich greif- oder beschreibbare Argument – ich nenne es mal Soft Skill, hat letztendlich dazu geführt, dass ich immer mehr an mein Vorhaben geglaubt habe.
Job an den Nagel hängen? Hören Sie auf Ihr Baugefühl
Ein weiterer wichtiger Aspekt (oder nennen wir es wieder Soft Skill) war für mich, dass ich auf mein Bauchgefühl gehört habe. Nachdem ich die Entscheidung getroffen hatte, dass ich meine hauptberufliche Tätigkeit nicht mehr ausüben möchte, stand die nächste Hürde auf dem Plan: Gespräche führen. Da mir mein neuer Chef oder das Unternehmen ja prinzipiell nichts Böses getan hatte, kam für mich eine schriftliche Kündigung per Einschreiben nicht in Frage. Ich wollte zudem erklären, warum ich den Job nicht mehr machen konnte. Zu viele Aufgaben, zu wenig Zeit, meine Familie … all das waren Argumente, die ich dem Chef begreiflich machen wollte. Zudem habe ich ihm unter anderem mit meiner perspektivischen Selbstständigkeit auch einen möglichen weiteren gemeinsamen Weg offenbart. Das Ergebnis: Es war gut, dass ich meinem Gefühl gefolgt bin und wir geredet haben. Wir hatten ein wirklich gutes Gespräch auf Augenhöhe, bei dem eine faire Lösung für beide Seiten herausgekommen ist.
Was ich mit diesem Punkt sagen möchte: Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Natürlich sagt der Kopf auch oft schlaue Dinge. Aber wenn Sie sich mit etwas nicht wohlfühlen, spricht der Bauch zu Ihnen. Probieren Sie das mal aus – vielleicht erst einmal mit etwas weniger folgenschweren Entscheidungen. Meistens fühlt es sich wirklich gut an. Und zudem haben Sie bei einem Entscheidungsprozess oftmals vorab schon die meiste Arbeit im Kopf erledigt und die fünf Tipps berücksichtigt, sodass das letzte Zünglein an der Waage sowieso das Gefühl ist.