Oder: Das Making-of der Tex­te­rei Hameln Teil 4

Vie­le Fami­li­en haben ein gro­ßes Ziel: Sie wol­len mehr Zeit mit­ein­an­der ver­brin­gen. Gera­de, wenn die Kin­der noch klein sind und viel Auf­merk­sam­keit und Für­sor­ge benö­ti­gen, ste­hen vie­le Eltern jedoch vor der Her­aus­for­de­rung zwi­schen Beruf, Zeit­ma­nage­ment, Geld ver­die­nen und dem gro­ßen Ziel, die Kin­der umfas­send zu ver­sor­gen. Die­ser Spa­gat ver­langt allen Betei­lig­ten eini­ges ab. Das Ende vom Lied: Stress! Doch wie kann man es schaf­fen, Geld zu ver­die­nen, zufrie­den zu sein und vor allem, den Bedürf­nis­sen der Kin­der gerecht zu wer­den? Und das Gan­ze mög­lichst so ent­spannt wie es geht? Ist Selbst­stän­dig­keit eine Lösung?

Die Zei­chen der Über­for­de­rung erken­nen – eine ech­te Herausforderung

Wer Kin­der hat weiß, jeder Tag ist anders und vol­ler Über­ra­schun­gen. Hin­zu kom­men Ter­mi­ne, Ein­kau­fen, Sport, Freun­de und vie­les mehr. Ach ja … und nicht zu ver­ges­sen die Arbeit. Dann fällt einem ein: Der Ter­min xy kann gar nicht wahr­ge­nom­men wer­den, weil zu der Zeit der Chef ruft. Das bedeu­tet wie­der­um Logis­tik und Orga­ni­sa­ti­on pur.

Doch irgend­wie habe ich da kei­ne Lust mehr drauf. Ich will mir nicht stän­dig von „oben“ sagen las­sen, was ich zu tun und zu las­sen habe. So fühlt es sich näm­lich für mich an: Stän­dig ange­spannt, immer unter Druck, für nichts Zeit, irgend­wie völ­lig über­for­dert und das schon eini­ge Jah­re lang. Mei­ne Lei­dens­fä­hig­keit scheint end­los zu sein – oder sind das ewig ver­zwei­fel­te Wei­nen und die Wut­aus­brü­che mei­ner Fami­lie gegen­über viel­leicht doch ein Zeichen?

Selbst­stän­dig­keit und Fami­lie – was soll das bringen?

Wer einen guten Job machen möch­te, benö­tigt viel Zeit. Im Ange­stell­ten­ver­hält­nis heißt das, Zeit mit Auf­ga­ben für den Arbeit­ge­ber zu ver­brin­gen. Der wie­der­um bezahlt die­sen Ein­satz mit einem fes­ten Gehalt. Doch ich als Arbeit­neh­mer hat in den meis­ten Fäl­len kei­nen Ein­fluss dar­auf, wel­che und wie vie­le Auf­ga­ben für den Chef zu erle­di­gen sind. Wer Kar­rie­re als Ange­stell­ter machen möch­te, muss dem Chef sozu­sa­gen zu Diens­ten sein. Bei eini­gen spe­zi­el­len Exem­pla­ren ger­ne auch mehr Stun­den in der Woche als ver­ein­bart … das ist ja wohl selbstverständlich!

Gera­de mit Fami­lie ist das Sicher­heits­be­dürf­nis groß. Das heißt: Das Geld muss irgend­wie rein kom­men. Berufs­tä­ti­ge Müt­ter müs­sen, um Geld zu ver­die­nen, zwangs­läu­fig Abstri­che machen. Meist arbei­ten sie in Teil­zeit. Doch mir feh­len bei der Arbeit die Stun­den, die ich weni­ger arbei­te und bei der Fami­lie bin. Zuhau­se feh­len dann aber die Stun­den, die ich bei der Arbeit ver­brin­ge. Hin­zu kommt, dass ich völ­lig fremd­be­stimmt bin. Ein wah­rer Teu­fels­kreis, aus dem es auf den ers­ten Blick kein Ent­kom­men gibt.

Doch eine Mög­lich­keit, um selbst­be­stimm­ter und fle­xi­bler arbei­ten zu kön­nen, ist in mei­nen Augen die Selbst­stän­dig­keit. Denn Ver­ant­wor­tung für die Fami­lie zu über­neh­men bedeu­tet nicht nur, sie finan­zi­ell abzu­si­chern. Ver­ant­wor­tung über­neh­men bedeu­tet auch, Zeit mit mei­nen Kin­dern und mei­nem Part­ner zu ver­brin­gen. Sich den Tag etwas frei­er ein­tei­len zu kön­nen. Wohl­füh­len ist dabei ein gutes Stich­wort. Denn wer sich nicht wohl­fühlt, kann lang­fris­tig kei­ne Leis­tung brin­gen. Und das gilt sowohl für den Job als auch für die Familie.

Selbst­stän­dig­keit – ein guter Plan?

Das ein oder ande­re Mal habe ich wäh­rend der Arbeit gedacht: ICH WILL HIER NICHT MEHR SEIN! In mei­nen kühns­ten Träu­men bin ich zum Chef spa­ziert und habe mei­ne Kün­di­gung ein­ge­reicht. Mit die­ser Vor­stel­lung ging es mir kurz­fris­tig immer ein biss­chen bes­ser. Doch irgend­wann reicht die Vor­stel­lung dar­an ein­fach nicht mehr aus. Es geht ein­fach nicht mehr. Und was dann?

Ich gebe zu, der Wohl­fühl­ef­fekt hängt auch ele­men­tar vom Geld ab. Die Kin­der müs­sen ein­ge­klei­det, das Haus abbe­zahlt wer­den und natür­lich möch­te man sich auch ger­ne mal das ein oder ande­re gön­nen. Auf die Sicher­heit einer fes­ten Anstel­lung zu ver­zich­ten, kann nur dann funk­tio­nie­ren, wenn alles gut durch­dacht ist. Und meis­tens auch: Wenn man nicht allein für Kind und Kegel ver­ant­wort­lich ist. Qua­si eine Luxus­si­tua­ti­on. Doch was bringt es mir, mich stän­dig zur Arbeit zu schlep­pen und davon krank zu werden?

Die Über­gangs­lö­sung: Neben­be­ruf­lich selbst­stän­dig machen 

Das Wag­nis „Selbst­stän­dig­keit“ war für mich irgend­wie immer weit weg, eigent­lich auch eine Num­mer zu groß, da ich mich immer mit Selbst­zwei­feln her­um­schla­ge. Als gro­ßer Fan des Net­zes mit dop­pel­tem Boden habe ich vor eini­gen Jah­ren wäh­rend einer Eltern­zeit ange­fan­gen, neben­be­ruf­lich zu tex­ten. Eher nur so aus Spaß nur ein klei­nes bisschen.

Mit einer eher gerin­gen Auf­trags­la­ge habe ich mich jedoch wohl gefühlt. So konn­te ich mich voll auf die Auf­trä­ge kon­zen­trie­ren und hat­te genug Zeit für mei­ne Fami­lie. Ich habe mir sozu­sa­gen eine selbst­stän­di­ge Teil­zeit­stel­le geschaf­fen. Oder eine Teil­zeit­stel­le im eige­nen Unter­neh­men. Der Vor­teil: Ich hat­te kei­nen Druck und war zudem sozi­al­ver­si­chert. Eine gute Grund­la­ge, um ein biss­chen Akqui­se zu betrei­ben und sich mit dem Metier ver­traut zu machen. Vor allem aber auch eine gute Gele­gen­heit, die Anspan­nung aus dem Ange­stell­ten­ver­hält­nis los zu wer­den und abzu­schüt­teln. Lesen Sie doch mehr über mei­ne Leis­tun­gen als Tex­te­rin oder Lektorin.

Der letz­te Schritt: Mit Haut und Haar für sich selbst ver­ant­wort­lich sein

Natür­lich weiß ich, dass ich als Selbst­stän­di­ge auch nicht kom­plett selbst­be­stimmt bin. Mei­ne Auf­trä­ge bekom­me ich ja schließ­lich von Kun­den, die auch bestimm­te Vor­stel­lun­gen haben. Aber ich weiß, für wen ich die­sen Job mache … näm­lich ganz allein für mich. Es macht mir Spaß, krea­tiv zu sein. Es macht mir Spaß, etwas zu erschaf­fen. Und ich ganz allein darf bestim­men, für wen ich das tue. Ich habe gro­ßen Respekt vor die­sem Schritt. Das Vor­ha­ben Selbst­stän­dig­keit kann gran­di­os in die Hose gehen. Aber ich weiß, dass ich es ver­sucht habe. Und war­um soll es eigent­lich nicht klap­pen. Ich bin doch gut, in dem was ich gern tue.

Ich bin ganz ehr­lich: Ich freue mich rie­sig auf den nächs­ten Schritt und bin schon ganz gespannt, wie es wei­ter geht. Vor allem aber freue ich mich dar­auf, end­lich eine Ent­schei­dung getrof­fen zu haben und mir die Zeit mit mei­ner Fami­lie bes­ser ein­tei­len zu kön­nen. Chaka!