Das Hochstapler-Syndrom — und was man dagegen tun kann
Wer unter dem Hochstapler-Syndrom leidet, hat ständig Angst, als unfähiger und trotzdem erfolgreicher Betrüger entlarvt zu werden. Ein Betrüger oder eine Betrügerin, der oder die eigentlich nichts kann und sich trotzdem gut verkauft. Wie findet man heraus, ob man das Impostor-Syndrom, wie es auch genannt wird, hat und was kann man dagegen unternehmen? Teste dich selbst.
Mein Abitur liegt jetzt schon einige Jahre zurück, doch ich träume immer noch davon. Obwohl ich es einigermaßen erfolgreich abgeschlossen habe, sehe ich mich im Traum verzweifelt sitzen und nichts wissen. Ich will abschreiben, aber niemand lässt mich. Also schreibe ich irgendwas … und dann wache ich auf mit der Annahme, dass ich damals schon betrogen habe, um mein Abi zu bestehen. Nur ein Beispiel von vielen. Ob in der Kindheit, beim Sport oder später im Beruf … bei allem, was ich erfolgreich anpacke, habe ich das Gefühl, gleich erwischt zu werden. Jemand sagt dann irgendwann: „Ätsch! Hab ich es doch gewusst, dass du nur so tust, als ob du es kannst.“ oder „Glück gehabt, Inga!“. Geht es dir auch so?
Was ist eigentlich das Hochstapler-Syndrom?
Auf Wikipedia steht über das Hochstapler-Syndrom:
Das Hochstapler-Syndrom, teilweise auch Impostor-Syndrom, Impostor-Phänomen, Mogelpackungs-Syndrom oder Betrüger-Phänomen genannt, ist ein psychologisches Phänomen, bei dem Betroffene von massivenSelbstzweifeln hinsichtlich eigener Fähigkeiten, Leistungen und Erfolge geplagt werden und unfähig sind, ihre persönlichen Erfolge zu verinnerlichen.
Trotz offensichtlicher Beweise für ihre Fähigkeiten sind Betroffene davon überzeugt, dass sie sich ihren Erfolg erschlichen und diesen nicht verdient haben (…). Von Mitmenschen als Erfolge angesehene Leistungen werden von Betroffenen dieses Symptoms mit Glück, Zufall oder mit der Überschätzung der eigenen Fähigkeiten durch andere erklärt. Bei manchen dieser Menschen sind diese Selbstzweifel derart ausgeprägt, dass sie sich selbst fürHochstapler halten und in der ständigen Angst leben, andere könnten ihren vermeintlichen Mangel an Befähigung bemerken und sie als Betrüger entlarven.
Selbstzweifel hat jeder, aber …
Jeder Mensch leidet mehr oder weniger unter Selbstzweifeln. Das ist ganz normal und spornt uns an, besser zu werden. Ein bisschen tiefstapeln ist ja auch durchaus sympathisch. Doch Personen, die unter dem Hochstapler-Syndrom leiden, haben so große Zweifel an sich und ihren Fähigkeiten, dass sie auch Erfolge, Komplimente oder Lob nicht oder nur für kurze Zeit anerkennen können. Für sie haben meist andere Umstände zum Erfolg geführt, wie zum Beispiel Glück, der Zufall, Beziehungen, Fehleinschätzungen oder andere Personen.
Ursachen für das Hochstapler-Syndrom
Oftmals liegen die Ursachen für das Impostor-Phänomen bereits in der Kindheit begraben. Die Eltern vermitteln dem Kind, dass es zum Beispiel sehr klug ist. Dadurch steigt der Anspruch des Kindes an sich selbst und es hat das Gefühl, immer mehr erreichen zu müssen. Die erreichten Ziele sind nicht zufrieden stellend. Weitere Ursachen können auch mangelndes Selbstwertgefühl und Versagensangst sein.
Wen betrifft das Hochstapler-Syndrom am meisten?
Die Welt ist im Wandel: Digitalisierung, Gleichberechtigung und immer mehr Möglichkeiten, alles zu erreichen setzen die jüngeren Generationen durchaus auch unter Druck. Bei vielen wächst dadurch das Gefühl der Unzulänglichkeit.
Häufig betroffen vom Impostor-Syndrom sind Frauen. Von klein auf stehen bei ihnen Fehler und Kritik mehr im Vordergrund als ihre Erfolge. Sie unterschätzen ihre Kompetenzen, was höchstwahrscheinlich kulturell begründet ist. Auch Mütter sind betroffen: Zum einen stehen sie immer noch ständig zwischen Job und Erziehung und geben sich selbst die Schuld für alles, was nicht klappt. Zum anderen schreiben sie alles, was bei der Erziehung der Kinder gut läuft, anderen Ursachen aber nicht sich selbst zu.
Perfektionisten und Naturtalente sind die nächste Gruppe, die das Hochstapler-Syndrom häufig für sich in Anspruch nehmen. Perfektionisten fühlen sich niemals gut genug und Naturtalente denken, sie hätten ihren Erfolg nicht verdient. Auch in kreativen Bereichen ist das Syndrom häufig vertreten. Hier vergleicht man sich stark mit anderen und setzt sich noch mehr unter Druck.
Woran erkennt man, das Hochstapler-Syndrom: Mach den Test
Einsicht ist der beste Weg zur Besserung … Natürlich ist dies keine komplette Übersicht aller Möglichkeiten und Symptome, aber wer diese Anzeichen bei sich erkennt, könnte betroffen sein:
- Du gibst immer mehr, als verlangt wird, machst Überstunden und denkst trotzdem, dass du nichts geschafft hast.
- Du hast das Gefühl, nicht gut genug zu sein.
- Deine Erfolge kannst du nur sehr kurz genießen, denn du weißt ja, dass es nur ein Zufall war.
- Du bist schnell überfordert, gibst das aber auf keinen Fall zu.
- Positives Feedback kannst du nicht wirklich ernst nehmen und jede kleine Kritik wirft dich dafür um Jahre zurück und lässt dich zweifeln.
- Du nimmst ungerne Hilfe an. Denn das bedeutet ja erst recht, es nicht alleine geschafft zu haben.
- Du denkst, dass andere dich irgendwie anders sehen als du selbst.
Was kann man gegen das Hochstapler-Syndrom tun?
Wie gesagt: Der beste Weg aus der Tiefstapel-Falle ist die Einsicht. Wenn du die Anzeichen bei dir entdeckst, ist das schon ein guter Anfang. Danach wird es etwas schwieriger, denn du solltest die Zeichen an dir annehmen, akzeptieren und erkennen, dass du nicht perfekt sein musst. Fehler kommen vor und auch du darfst sie machen. Sag dir nicht ständig: Das schaffe ich sowieso nicht. Damit setzt du dich nur weiter unter Druck. Wie wäre es denn stattdessen mit: Das schaffe ich – und wenn es nach und nach besser wird. Das ist ein langer Prozess, aber du kannst es schaffen. Denn wer aufhören will, sich wie ein Hochstapler zu fühlen, muss zuerst aufhören, so zu denken. Denk doch mal an das, was du bereits geschafft hast.
Hilfe holen, wenn es ernst wird
Sind die Symptome so stark ausgeprägt, dass man immer unsicherer wird und ständig nervös ist oder sogar unter Panikattacken leidet, ist es Zeit sich professionelle Hilfe zu holen. Viele Therapeuten, Psychologen oder Psychiater können helfen, diese Probleme zu bewältigen. Dafür ist es wichtig, sich selbst so zu akzeptieren, wie man ist. Wir schaffen das!!!