Sou­ve­rän und selbst­be­wusst mit Kri­tik umge­hen und weni­ger zweifeln

Vor eini­ger Zeit habe ich einen Text für die Web­site eines Kun­den erstellt. Tol­les The­ma, tol­ler Kun­de und der Text passt, mei­nes Erach­tens nach, auch ziem­lich gut. Auch mein Kun­de war super zufrie­den – es gab kei­ner­lei Kritik. 

Nun muss­te die­ser Text aber noch in die Web­site ein­ge­pflegt wer­den, was eine vom Kun­den beauf­tra­ge Medi­en­agen­tur über­nom­men hat. Der Ver­ant­wort­li­che gab nun mei­nem Kun­den ein Feed­back zum Text. Prin­zi­pi­ell kein Pro­blem und total nor­mal. Müs­sen doch Text und Gestal­tung wirk­lich gut auf­ein­an­der abge­stimmt sein. Doch ein kri­ti­scher, viel­leicht auch spa­ßig gemein­ter Kom­men­tar der Medi­en­agen­tur zu mei­nem Text lau­te­te: … Das lernt man doch schon im ers­ten Semes­ter Mar­ke­ting … Bumm! Das saß und hat mich irgend­wie echt getroffen. 

War­um haben wir Pro­ble­me mit Kritik?

Im Grun­de genom­men ist Kri­tik ja etwas Gutes. Sie kann äußerst kon­struk­tiv sein und uns vor­an brin­gen, wenn wir die für uns rele­van­ten Punk­te her­aus­fil­tern. Doch in eini­gen Fäl­len tut Kri­tik auch ganz schön weh. War­um ist das eigent­lich so? 

Der Haupt­grund liegt dar­in, dass Kri­tik uns ver­un­si­chert. Wir zwei­feln an uns, wer­den ängst­lich oder den­ken über mög­li­che nega­ti­ve Fol­gen nach. Die ande­re Reak­ti­on auf Kri­tik kann sein, dass wir ärger­lich wer­den und uns fra­gen: „Was fällt dem nur ein? Dann kann er das ja gleich selbst machen, wenn er so gut ist.“ Unser Kör­per wird mit Adre­na­lin über­flu­tet, unser inne­res Kind stampft trot­zig auf den Boden und wir wer­den kom­plett von Emo­tio­nen gesteu­ert. Der Nach­teil in bei­den Fäl­len: Wir wer­den in unse­rem Den­ken blockiert!

Die Kopf-in-den-Sand-Men­ta­li­tät

Kri­tik ver­un­si­chert und lässt uns zwei­feln. Wir reden uns ein (und das kann ich auch beson­ders gut), dass wir nicht gut genug sind. Der Kun­de akzep­tiert mein Ange­bot oder mei­nen Dienst­leis­tung sowie­so nicht – also ste­cken wir den Kopf in den Sand und ver­bud­deln uns. Die Fol­ge dar­aus ist aller­dings, dass wir uns nicht wei­ter­ent­wi­ckeln kön­nen. Uns feh­len das Selbst­be­wusst­sein und der Mut, die Kom­fort­zo­ne zu ver­las­sen und Kri­tik auch als Ansporn anse­hen zu kön­nen. Doch wie kön­nen wir es schaf­fen, sou­ve­rän mit Kri­tik umge­hen zu können?

Was hilft in kri­ti­schen Momenten?

Soll­te man sei­nem Kri­ti­ker direkt gegen­über­ste­hen, hilft es, zuerst tief durch­zu­at­men. Damit hilft man dem Kör­per, auf die­se adre­na­lin­las­ti­ge Stress­si­tua­ti­on reagie­ren zu kön­nen. Eine Gegen­fra­ge wie zum Bei­spiel „Wie mei­nen Sie das?“ ver­schafft Abstand und Zeit, um wie­der auf die sach­li­che Ebe­ne zu kommen. 

Bekommt man eine kri­ti­sche Mail, soll­te man auf kei­nen Fall gleich ant­wor­ten. Auch hier gilt es, zunächst tief durch­zu­at­men und viel­leicht doch erst etwas ande­res zu tun. Mit etwas Abstand hat man dann näm­lich die Muße, über die Kri­tik nach­zu­den­ken: Womit könn­te der­je­ni­ge viel­leicht sogar recht haben?

Der sou­ve­rä­ne Umgang mit Kritik

Immer ruhig und bei sich blei­ben ist das Mot­to der Stun­de. Dann, wie gesagt, auch ruhig dar­über nach­den­ken, ob der ande­re recht haben könn­te. Selbst wenn eine ande­re Per­son die­sen Feh­ler oder die Situa­ti­on ver­schul­det hat, ist es rat­sam, Ver­ant­wor­tung für den eige­nen Teil zu über­neh­men und dar­über nach­zu­den­ken. Das macht stark und bringt einen in eine bes­se­re Situa­ti­on. Das Ergeb­nis die­ses Pro­zes­ses steht dann auf einem ande­ren Blatt. 

Auf kei­nen Fall soll­te man sich recht­fer­ti­gen. Das hört sich immer so an, als ob man einen Schul­di­gen sucht. Auch Aggres­si­vi­tät hilft nicht wei­ter. Das wirkt eher schwach und zudem eska­lie­ren Dis­kus­sio­nen dann ger­ne sehr schnell. Im Kun­den­ge­spräch ist das fatal. Die Wahr­schein­lich­keit, dass die Kun­den­be­zie­hung damit been­det wird, ist groß. Wird von einem Kun­den Kri­tik geäu­ßert, ist das obers­te Gebot: Zuhö­ren! 

  • War­um kri­ti­siert er mei­ne Dienst­leis­tung oder mein Produkt?
  • Wel­cher Wunsch steckt hin­ter der Kritik?
  • Wie kann ich ihm helfen? 

Die gute Nach­richt: Der Kun­de spricht noch mit mir – also besteht die Kun­den­be­zie­hung noch und er hat viel­leicht gera­de nur einen schlech­ten Tag. 

Der Ton spielt die Musik – auch und gera­de bei Kritik

Als har­mo­nie­be­dürf­ti­ger Mensch fällt es mir oft sehr schwer Kri­tik zu äußern, aber auch damit umzu­ge­hen. Aber immer, immer, immer spielt der Ton die Musik – sowohl wenn man selbst Kri­tik aus­teilt als auch wenn man sie ein­ste­cken muss. Das liegt dar­an, dass wir meist auf dem Bezie­hungs-Ohr hören. Wir über­le­gen, was die Nach­richt über die Bezie­hung zu dem Gegen­über aus­sagt. Wir füh­len uns dadurch schnell ange­grif­fen. Wür­den wir die Nach­richt ledig­lich als Mei­nung auf der Sach­ebe­ne wahr­neh­men, wären wir deut­lich gelas­se­ner. Lei­der klappt das nicht immer. Aber auch wir selbst soll­ten uns die­ses Wis­sen zu Her­zen neh­men und Kri­tik dem­entspre­chend gemä­ßigt äußern.

Wie schaf­fe ich es, weni­ger zu zwei­feln und bes­ser mit Kri­tik umzugehen?

Zu aller­erst muss man sei­ne eige­ne Ein­stel­lung ändern und Kri­tik als neu­tra­les Feed­back betrach­ten. Dadurch kann man sich und sei­ne Leis­tun­gen ver­bes­sern und bei unge­recht­fer­tig­ter Kri­tik auch durch­aus mal auf Durch­zug stellen. 

Zu mei­nem ganz per­sön­li­chen Fall: Ich habe mich zurück­ge­lehnt, mir die Anmer­kun­gen erneut durch­ge­le­sen und sie als Emp­feh­lung gese­hen. Eini­ge Punk­te konn­te ich gut ver­ste­hen und habe sie ver­än­dert. Letzt­end­lich ist es ja auch eine Win-Win-Situa­ti­on für den Kun­den und für mich. Das was ich hier schrei­be, funk­tio­niert also tatsächlich. 

Wie kann ich lang­fris­tig bes­ser mit Kri­tik umgehen? 

Wer ler­nen möch­te, sich selbst und auch sei­ne Kun­den bes­ser zu ver­ste­hen, kann eini­ges tun. Eine Mög­lich­keit sind zum Bei­spiel Ver­kaufs­se­mi­na­re oder ‑coa­chings. Du denkst jetzt: „Aber da geht es doch um Ver­trieb und nicht um mich!“ Ja – bis zu einem bestimm­ten Punkt stimmt das. Aber letzt­end­lich ver­kau­fen wir uns in irgend­ei­ner Form stän­dig. Wir stel­len uns vor, ver­su­chen etwas zu ver­kau­fen, einen Job zu ergat­tern oder wol­len in einer Grup­pe bestehen. Ver­kau­fen funk­tio­niert im Pri­va­ten genau­so wie im Beruf auch auf der emo­tio­na­len Ebe­ne. Einer mei­ner Kun­den bie­tet sol­che Ver­kaufs­se­mi­na­re an. Ich den­ke, ich wer­de mal dar­an teil­neh­men und in einem spä­te­ren Blog­text dar­über berichten …